Spanisches Erdbeben schürt Fracking-Ängste
Ralf Streck 25.02.2015
Das ungewöhnlich starke Erdbeben im spanischen Südosten verstärkt auch Zweifel am Standort des geplanten Atomlagers
Die Geologen werden derzeit nicht müde zu erklären, dass das relativ schwere Erdbeben am Montag im spanischen Südosten nichts mit dem umstrittenen Fracking zu tun hat. Das Beben am Nachmittag mit einer Stärke von 5,2 war sogar fast im ganzen Land zu spüren. Das Nationale Geografie-Institut (IGN) teilte mit, dass es sein Epizentrum bei der Ortschaft Ossa de Montiel in der Provinz Albacete hatte. Da es sich in etwa zehn Kilometer Tiefe ereignete, wurden kaum Schäden verzeichnet. "Das Beben war für spanische Verhältnisse ungewöhnlich stark", sagte der Institutssprecher Juan Vicente Cantabella.Die Spekulationen darüber, dass das Beben über das "Hydraulic Fracturing" ausgelöst wurde, werden nun allseits dementiert. Gespeist wurde die Angst, die sich in der Region fast zu einer Psychose ausgeweitet hat, weil die Firma Oil and Gas Capital seit 2012 Genehmigungen in der Umgebung von Montiel hat, um dort nach Öl und Gas über das umstrittene Fracking zu suchen. Deshalb wurde von einigen schnell ein Zusammenhang zu dem Beben hergestellt.
Doch, so berichtet die Firma, wurde bisher nicht mit Bohrungen begonnen. Das bestätigte auch Víctor García von der grünen Partei "Equo" in der Region Kastilien-La Mancha: "Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass mit den Arbeiten begonnen wurde." Er nutzte aber die Möglichkeit, um erneut auf die Fracking-Gefahren hinzuweisen. Er spricht von einer möglichen "Verseuchung des Grundwassers" und von den ungeklärten Effekten, die dieses Verfahren im Untergrund zeitigten, "noch dazu in einem Erdbebengebiet". Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien über Bohrungen unter großem Druck auch mehrere tausend Meter tief in den Untergrund gepresst, um das Gestein aufzubrechen und vorhandenes Öl oder Gas zu lösen.
Dass es darüber zu seismischen Aktivitäten kommt, bestreitet niemand, auch der Präsident der Berufsgenossenschaft der Geologen (ICOG) nicht. Luis Eugenio Suárez spricht aber von einem "Fehlschluss", dass Erdbeben durch Fracking auf der Iberischen Halbinsel ausgelöst werden, "unter anderem auch deshalb, weil es bisher nicht einmal Probebohrungen" gäbe. Die durch Fracking "induzierte Seismizität erreicht höchsten eine Stärke 3 oder etwas mehr", erklärte er.
In diesem Bereich lag das ungewöhnliche Beben in Ohio, das Wissenschaftler aus den USA gerade im Bulletin der Seismologischen Gesellschaft Amerikasder Methode zuschreiben. Allerdings machen kanadische Kollegen im Bundesstaat Alberta das Fracking auch für Beben nahe der Stadt Fox Creek verantwortlich. Dort wurde das stärkste Beben aber mit 4,4 registriert.
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