Nach dem Papst-Rücktritt - was nun?

Inwieweit wird der Rücktritt des Papstes die Kirche verändern? Wie wird er sich auf die Zukunft der Kirche und die der katholischen Glaubensgemeinschaft auswirken? Es ist schwierig, die gegenwärtigen Geschehnisse zu interpretieren. Versuchen wir also, eine historische Perspektive zu finden. Manuela Scarbellini sprach darüber für euronews mit dem emeritierten Professor Adriano Prosperi von der Universität Pisa. Er ist Spezialist für Katholizismus.

Adriano Prosperi: "Der Papst ist ein absoluter Souverän, ausgestattet mit Befugnissen, die von Gott kommen. Wenn er davon zurücktritt, dann darf er das nicht gegenüber einer weltlichen Macht tun. Was die Folgen dieser Geste angeht - natürlich sind wir keine Propheten. Wir können sagen, dass es eine starke Geste ist, die ganz klar die Position des Papstes stärken soll, nicht schwächen."

euronews: "Manch einer interpretiert diesen Schritt als Ausdruck einer Krise des Papsttums, einer anachronistischen Institution angesichts der jüngsten Skandale, einer Institution, die einen Weg sucht, um sich zu retten und zu regenerieren."

Adriano Prosperi: "Die These, dass dieser Rücktritt aus den jüngsten Skandalen hervorgeht, ist in gewisser Hinsicht vielleicht richtig. Ich glaube dennoch nicht, dass das der Grund dafür ist. Es geht wohl eher um die Wahl, die die Kirche heute treffen muss. Eine Wahl zwischen den Vorschlägen des im vergangenen Jahr verstorbenen Kardinals Martini, der ein neues Konzil wollte, damit die Kirche sich auf ihrer Basis neu organisieren kann, die die Gläubigen versucht einzubeziehen. Und auf der anderen Seite die Option des Papstes Ratzinger, der vor allem Theologe ist und für die römische Kurie steht, für die zentrale Macht."

euronews: "Abgesehen von dem Rücktritt, was ist die historische Bedeutung dieses Papstes?"

Adriano Prosperi: "Seine Rolle erschien von Anfang an als die einer Person, die für Kontinuität auf dem konservativen Weg steht, als bedächtige Stimme der Vernunft, als Stimme der Restauration der päpstlichen Verwaltung, die aber gleichzeitig in der Lage ist, die römische Kurie wieder aufzurichten und neu zu orientieren. Ein Papst, der wie sein Vorgänger die Regelung des täglichen Lebens erst einmal beiseite gelassen hat, der seinen eigenen Weg gegangen ist, angesichts der Probleme und Skandale in Italien. Benedikt XVI. hat das nicht geschafft und das hat ihn aufgerieben. Die Pädophilie war ein enormes, weltweites Problem, das er gut kannte. Seine Lösungen schienen improvisiert und sie waren nicht erfolgreich. Und seine schwindende Energie, vor allem angesichts der jüngsten Finanz-Skandale, die ihren eigenen Weg genommen haben, da hat er entschieden, dass es an der Zeit sei, einen großen Schlag zu landen."

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