Frankreich und der "Economist": Empörung - und Verständnis

Aufregung in Paris um einen Artikel im britischen Magazin "The Economist". Dort hatte man ein harsches Urteil über Frankreichs wirtschaftliche Lage gefällt: Das Land sei eine "Zeitbombe im Herzen Europas" und könnte zur Gefahr für die Währungsunion werden. Die Wirtschaft sei zu schwach, die Regierung zu reformunwillig.

Die Grande Nation schluckt daran schwer.
Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault sprach von Sensationsjournalismus, Industrieminister Arnaud Montebourg meinte, der "Economist" habe sich noch nie durch Überparteilichkeit ausgezeichnet. Manche Franzosen jedoch zeigen Verständnis. "Ich bin ein bisschen schockiert, denn das ist nicht das Bild, das ich mir von meinem Land wünsche", meint eine Frau in Paris, "aber ich kann diese Meinung auch teilen. Ich bin besorgt wegen der wirtschaftlichen Lage und ich sehe nicht, wie die angekündigten Maßnahmen uns aus der Krise helfen sollen."

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Wohl verzeichnet Frankreichs Wirtschaft derzeit noch ein Mini-Wachstum, aber die Arbeitslosigkeit steigt stetig an und die Staatsverschuldung liegt bei stolzen 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zudem wird erwartet, dass das Land im vierten Quartal in die Rezession abgleitet. Frankreichs Wettbewerbsfähigkeit leidet unter zu hohen Lohnstückkosten und der 35-Stunden-Woche, das Renteneinstiegsalter ist niedrig, die Sozialausgaben sind nach wie vor hoch, der Arbeitsmarkt gilt als unflexibel, die Wirtschaft wird von häufigen Streiks gelähmt. All das könnte dafür sorgen, dass die Finanzmärkte Frankreich das Vertrauen entziehen. Ein bedenkliches Szenario - und da kann dann auch das beste Baguette dem Land nicht mehr helfen.

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